Traditionelle Bewässerung / Suonen

Die traditionelle Bewässerung prägt das Landschaftsbild im Welterbe auf eindrückliche Art und Weise. Seit Jahrhunderten werden landwirtschaftlich genutzte Wiesen, Äcker, Rebberge und Obstkulturen bewässert, um klima- oder witterungsbedingte Trockenheit zu überwinden und damit den Anbau von Kulturpflanzen zu ermöglichen.

Ökologisch gesehen zeichnet sich die traditionelle Hangberieselung vor allem durch ihre effiziente Wassernutzung aus. Das Bewässerungssystem mit den Suonen und der traditionellen Bewässerung wurde so entwickelt, dass das Wasser optimal auf der Bewässerungsfläche verteilt wird und nur so viel Wasser verbraucht, wie nötig. Diese Art der Wassernutzung entspricht dem Ursprungsgedanken einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Sie hat zudem eine grosse Bedeutung für die Biodiversität, da sie ein Landschaftsmosaik von trockenen und feuchten Lebensräumen schafft.

Zudem ist das traditionelle Nutzungssystem durch seine geteilschaftliche Organisationsform und die damit verbundenen Regeln bezüglich Nutzung (Rechte und Pflichten) sowie die jahrhundertealte Technik der Bewässerung und der Bauten (Bsp. Tretschbord) von grossem kulturgeschichtlichem Wert. Das traditionelle Bewässerungssystem ist somit ein Kulturgut mit vielfältiger Funktion für Natur, Landschaft, Wirtschaft und Gesellschaft und mit seinem Beitrag zur nachhaltigen Nutzung der knappen Ressource Wasser auch ein Kulturgut von lokaler und internationaler Bedeutung. Der Unterhalt der Strukturen sowie die traditionelle Bewässerung selbst sind allerdings sehr aufwendig und durch den landwirtschaftlichen Strukturwandel bedroht.

Massnahmen
Die Stiftung UNESCO-Welterbe SAJA hat zwischen 2018 und 2020 ein Projekt für den «Erhalt und Förderung der traditionellen Bewässerung (Hangberieselung) im Oberwallis» durchgeführt. Ziel des Förderprojekts war, einerseits für die Gemeinde Naters die noch vorhandenen traditionell bewässerten Flächen zu erheben, andererseits die Herausforderung der traditionellen Bewässerung zu erörtern sowie Lösungsansätze zur Erhaltung zu erarbeiten. Verschiedene Lösungsansätze wurden in Betracht gezogen und es zeigte sich, dass zur Umsetzung dieser Lösungsansätze nur ein konsolidiertes Vorgehen angestrebt werden muss, das die unterschiedlichen Akteure miteinbezieht. Dazu ist zum einen eine gute Koordination und Kommunikation notwendig, aber auch eine klare Zuweisung von Zuständigkeiten.

Der Stiftung SAJA ist es ein grosses Anliegen, die jahrhundertealte Bewässerungstradition und die damit verbundenen wertvollen Kulturlandschaften zu erhalten.

Im März 2022 wurde der Antrag “Traditionelle Bewässerung in Europa: Wissen, Technik und Organisation“ bei der UNESCO zur Aufnahme in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ eingereicht. Österreich hat den Antrag federführend gemeinsam mit Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg, der Niederlande und der Schweiz vorbereitet. Die UNESCO wird die Kandidatur in einem mehrmonatigen Verfahren evaluieren. Ein Ergebnis über die Aufnahme ist für den Dezember 2023 zu erwarten. In der Schweiz sind die Wässermatten Oberaargau und die Hangbewässerungslandschaft der Oberwalliser Sonnenberge sowie fünf weitere Walliser Wassergenossenschaften beteiligt.