Gipfelkunst 2020 / 2021

Bereits im Jahr 2017 wurden anlässlich der Welterbetage sechs Holzskulpturen des Künstlers Dominic Müller von diesem selbst, gemeinsam mit einer Bergsteigergruppe, auf den Gipfel der Jungfrau getragen. Dank unseres Tourismuspartners Aletsch Arena ist es uns nun gelungen, ein neues Sensibilisierungsprojekt zu starten:

«Gipfelkunst im Fluss der Zeit» sieht vor, dass Dominic Müller zwei Skulpturen aus unterschiedlichem Holz anfertigt. Eines der beiden Hölzer stammt von einer Ulme aus der pulsierenden Metropole Zürich, das andere ist Lärchenholz aus der unmittelbaren Umgebung des Aletschgletschers. Die Skulpturen kommen in der Werkstatt des Künstlers und auf dem Transport miteinander in Kontakt. Diese zarte Verbindung der beiden Kunstwerke wird am Gletscherrand bereits wieder aufgelöst: Während die Zürcher Ulmenholz-Skulptur aus der pulsierenden und trendigen Welt auf dem Gletschereis verankert wird findet die eher bodenständige Figur ihren Platz auf einem, durch den Rückzug des Gletschers freigelegten Randbereich.

Die Installation der beiden Holzkunstwerke fand am Mittwoch, 26. August statt.

Nach dieser aufregenden und besonders für viele der jungen Teilnehmer richtiggehend überwältigenden Aktion ist nun natürlich spannend, wie sich die beiden Holzkunstwerke von einander entfernen. SAJA wird dies beobachten und nach einem Jahr werden die Standorte erneut besucht, dokumentiert, ausgewertet und kommuniziert. Daraus können Aussagen über den Rückgang des Gletschereises, wie auch den Fluss des Gletschers gemacht werden. Das Projekt soll jedoch in erster Linie auf die Veränderungen unserer Landschaft aufmerksam machen und die Menschen für die Folgeerscheinungen sensibilisieren.

Dank eines Glaziologie-Projektes der ETH Zürich und dem Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF Messstationen darf unsere Gipfelkunst den Messpunkt auf dem Eisstrom beim Märjela (Koordinaten 649521 143655 2233) mit benutzen. So können wir den Stand unserer Skulptur nun online beobachten: https://holfuy.com/de/camera/1005.

Projektbeschrieb Gipfelkunst 2020

Der Abschluss des Sensibilisierungsprojektes fand am Mittwoch, 25. August 2021 statt:

Ein langes Jahr im Gletschereis hat die Skulptur des Berneroberländer Künstlers Dominic Müller sichtlich geprägt: Das Zürcher Ulmenholz hat sich farblich stark an seine Umgebung angepasst, wurde beinahe so hell wie der Gletscher, gezeichnet von Schnee, Sturm, Sonne und Feuchtigkeit. Das Pendant aus Oberwalliser Lärchenholz hatte es während des letzten Jahres am Gletscherrand eindeutig ruhiger: Zwar war es im Winter von den Schneemassen umgedrückt worden, stand nun aber wieder stattlich und noch immer in Blickkontakt mit der Gletscherskuptur.

Wie erwartet hat sich die Distanz der beiden Skulturen jedoch markant vergrössert. Bei der Begehung und Vermessung konnten ein Dutzend Kinder und Jugendliche aus den Herkunftsregionen der Hölzer teilnehmen und erfuhren vom Glaziologen Matthias Huss, Leiter Schweizer Gletschermessnetz (GLAMOS), dass die Figur auf dem Eis in einem Jahr einen Weg von 75 Metern talwärts zurückgelegt hat. Die Jungen konnten diese Strecke gemeinsam mit ihren Begleitern, verschiedenen Filmteams und drei erfahrenen Bergführern ablaufen und verfolgen. Nun verstehen sie auch, dass der Gletscher in der Mittelzone sogar rund 200 Meter im Jahr fliesst und sich dabei ständig verändert, neue Spalten, Gletschertische, Seen und Kegel bildet.

Bei der anschliessenden Besichtigung einer glaziologischen Messinstallation bestätigte Fachmann Huss, dass am Standort des Kunstwerks zwischen Juni 2020 und September 2020 sechs Meter Eis abgeschmolzen sind. Die im Frühsommer 2021 neu gesetzte Stange in der Gletschermitte beweist wiederum einen Eisverlust von weit über zwei Metern: „In den letzten 10 Jahren verlor der Gletscher einen Kubikkilometer Eis, an einem Tag im Sommer sogar rund 2 Millionen Kubikmeter.» Oder anders erklärt. «Jede Sekunde schmelzen 20 bis 30 Eiswürfel in der Grösse eines Kubikmeters, an heissen Tagen noch mehr.»

 

Das Projekt «Gipfelkunst im Fluss der Zeit» verknüpfte die Holzkunst von Dominic Müller mit der Forschungsarbeit von GLAMOS und leistete damit einen wertvollen Beitrag zur Sensibilisierung für die Prozesse unserer Naturlandschaft und den Klimawandel. Die beiden Skulpturen wurden schliesslich abgebaut und zurückgetragen, werden aber ihren Informationsauftrag schon bald in verschiedenen Welterbegemeinden fortsetzen. Die Teilnehmer des ereignisreichen Aktionstages hingegen nehmen einen prall gefüllten Rucksack voller Impressionen und Gedanken zu unseren vergänglichen Ressourcen mit in ihren Alltag.

 

Das Projekt in Bildern