Aletsch Arena Den Grossen Aletschgletscher spüren Der Aletschgletscher ist nicht nur der grösste, sondern sicher auch der meistfotografierte Eisstrom der Alpen. In den sozialen Medien gepostet und geteilt, mit unzähligen Likes und Kommentaren geadelt und doch, wer ihn nicht mit eigenen Augen gesehen hat, der kennt ihn nicht. Ein beliebter Ort, um mit den berühmten Eismassen in Kontakt zu treten, ist die Aletsch Arena. Die Feriendestination auf dem autofreien Sonnenplateau rund um die Welterbe- Gemeinden Riederalp und Bettmeralp sowie der Fiescheralp bietet mit vier View Points attrak- tive Aussichtspunkte. Diese sind bequem erreichbar, jene bei den Stationen Bettmerhorn und Eggishorn sind sogar barrierefrei zugänglich. Wer nach dem atemberaubenden Gletscherblick mehr Abenteuerlust verspürt, sollte sich un- bedingt Zeit nehmen, um den gigantischen Eisriesen zu begehen. Dies ist bereits mit einer eintägigen Gletschertour möglich, die Ausrüstung hierfür wird vom Bergführer gestellt. Von der Riederalp aus beginnt eine solche Tagesexkursion in der Gletscherbahn Moosfluh. Die Fahrt führt vorbei am Blausee, hinweg über Alpwiesen, Schafe, Ziegen, Kühe und Murmeltiere bis auf den letzten Metern bereits der Gletscher in Erscheinung tritt. Dem aufmerksamen Beobachter entgeht trotz aller Idylle nicht, dass die Bahn ein technisches Meisterwerk ist: Wegen der Hang- rutschungen, denen das Gebiet in Folge des Rückzugs der Eismassen ausgesetzt ist, wurde die Anlage ab der Mittelstation horizontal wie vertikal verschiebbar gebaut. Bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme war 2016 eine seitliche Justierung um acht und eine Absenkung um zwei Zentimeter erforderlich. «Alle Gletscherflöhe heissen Wilhelm oder Wilhelmine und sind meine Freunde.» «Aufrecht, selbstbewusst und wild entschlossen» geleitet Bergführer Martin Nellen seit 45 Jah- ren seine Gäste sicher zum Gletscher und vermittelt das, was ihm am liebsten ist – die Natur. Wer den Grossen Aletschgletscher nun wirklich spüren möchte, ist bei ihm gut aufgehoben und erhält beste Betreuung, um die steilen Gämspfade hinunter zum Eisstrom zu meistern. Dabei erfahren die Besucher spannende Details über die Entwicklung des Geländes von der letzten Eiszeit mit ihrem Höhepunkt vor 24’000 Jahren bis heute. Dieser Prozess ist eine Erfahrung für alle Sinne, denn man spürt, wie der Untergrund zunehmend sandig wird. Den Vegetati- onswechsel von Arven und Lärchen über Alpenrosen, Heidelbeeren und Pionierpflanzen wie Steinbrech, Alpenleinkraut, Alpen-Säuerling und Weidenröschen kann man nicht nur sehen, sondern auch riechen. Der Wandel seit der Industrialisierung bereitet dem Naturfreund jedoch Sorgen. Nicht nur, dass der Zugang zum Eis ständig tiefer und schwieriger wird, besonders der Masseverlust ist immens. An Sommertagen verliert der Aletschgletscher täglich zehn Zentime- ter an Höhe und seine Bewohner aus der Familie der Springschwänze geraten in Hitzestress. Ab zwölf Grad befindet sich der Gletscherfloh im Überlebenskampf. Martin Nellen bietet die UNESCO-Gletschertour seit über zwanzig Jahren an. In der Hochsaison ist er dann rund drei Mal pro Woche auf dem Eis unterwegs und erfreut sich an den ständig wech- selnden Formationen und Wasserläufen, aber auch an den leuchtenden Augen seiner Gäste. Er liebt das Gebiet auf dem Hochplateau vor seiner Haustüre und verrät uns einen weiteren Geheim- tipp: «Das Riederhorn ist ein wahrer Kraftort». Besonders in Verbindung mit einem Spaziergang durch den mystischen Aletschwald sind Aufstieg und Aussicht ein eindrückliches Erlebnis. WELTERBE MAGAZIN ALETSCH ARENA 29